herrscht die totale Stille. Da wollen wir hin.
Da wir uns jedoch im Wirbel befinden, müssen wir zuerst daran glauben, dass es diese Stille gibt. Das ist nicht so einfach, besonders in den Momenten, wo uns alles um die Ohren zufliegen scheint. Hier wäre nun eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob die Fähigkeit im Menschen zum ´Glauben´ nicht auch intern anwendbar sein könnte, anstatt seinen Glauben und seine Hoffnung nur an etwas im Äußeren festzumachen. Kann ich nicht in mir den Glauben an eine friedvolle Stille in meiner innersten Mitte stärken, während ich mich im Wirbel äußerer Ereignisse und innerer aufwühlenden Emotionen befinde? Wie komme ich da hin?
Wir haben eine Sehnsucht danach in uns. Woher kommt sie? Kann sie völlig aus dem Nichts kommen oder trägt sie eine Ahnung in sich, vielleicht sogar eine Erinnerung?
Egal, wie wir uns diese Sehnsucht ausmalen oder an was wir sie manifestieren, im Kern geht es immer um einen Zustand einer glücklichen Balance ohne Mangel, eines inneren Friedens, eines Gefühls angekommen zu sein, in Sicherheit und Liebe zu leben. Der Kern jeder Sehnsucht ist immer der gleiche: es ist der Zustand der inneren Mitte, die verschiedenen Vorstellungen davon, was wir alles brauchen, um dahin zukommen, das ist der Wirbel drumherum.
Doch in diesem Wirbel sind irgendwie so greifbarere Dinge, um unsere Sehnsucht im Bann zuhalten: Erfolg, Besitz, Versicherungen…
Wir bleiben im Wirbel unserer Haben-wollen-brauchen-Bedürfnisse stecken, weil wir nicht glauben können, dass der Kern unserer Sehnsucht in Wahrheit ein Zustand im Sein ist, dass unsere Sehnsucht ein Impuls in uns ist, uns auf den Weg machen, diesen Zustand (wieder?) in uns zu finden.
Doch da ist nichts Handfestes in Sicht, nichts, was im Katalog zum Glücklichsein aufgeführt ist, es ist vage, es ist nicht greifbar und wieder müssen wir unsere Fähigkeit zum Glauben aktivieren, um den Schritt aus dem vertrauten Wirbel zu wagen, denn mehr haben wir erstmal nicht, vielleicht noch unsere Verzweiflung, unsere Krise, aus der letztendlich die Kraft geboren wird, sich auf den Weg zu machen.
Das Problem mit der Mitte ist also, dass wir, um sie zu erreichen, unseren Wirbel der Projektionen verlassen müssen. Doch in diese Projektionen haben wir ja unsere Sehnsucht hineingestückelt! Dies bedeutet, dass wir erstmal loslassen sollen von allem, was Stücke unserer Sehnsucht in sich trägt. Die Schwierigkeit liegt also darin, die liebgewonnen Projektion aufzulösen, um damit, die in ihr gefangenen Ur-Sehnsucht freizulassen. Den Vogel aus dem Käfig zulassen.
Aber dann wird unsere Sehnsucht erstmal wieder sehr vage, haltlos und scheinbar flatterhaft. Und wieder brauchen wir den Glauben, dass unsere Sehnsucht eine Erinnerung in uns ist, an den Frieden unserer Mitte, an eine vergessene Dazugehörigkeit. Es ist der Glaube, der uns in diesem Zustand hilft, wo wir das schützende Gitter unseres Projektionskäfigs verlassen und zu fliegen beginnen.
Nun stellen wir uns einmal vor, was wohl wäre, wenn alle Menschen auf dieser Erde, ihre Projektionen auflösen würden, wenn nur noch der Kern ihrer Sehnsucht übrigbleiben würde. Dann würden wir erkennen, dass der Kern unserer Sehnsucht überall der Selbe ist, dass es nur an unserer Vielfältigkeit, an unserer Diversität liegt, dass die selbe Sehnsucht auf so verschiedenen Weise zu manifestieren gesucht wird. Wenn wir diesen Kern der Wahrheit verstanden hätten, dann wäre das Anderssein keine gefährliche Fremdheit mehr, sondern einfach vielfältige Möglichkeiten Ein und das Selbe zu leben. Dann könnten wir uns endlich an der humanen Diversität erfreuen, so wie wir es bei einer bunten Blumenwiese tun, stellen wir uns nur vor, es gäbe nur eine Blumensorte, nur einen Duft…Doch ist es nicht selbstverständlich für uns, dass all die Blütenvielfalt aus den selben Elementen entwachsen sind?
Stellen wir uns nur vor, sie würden sich bekriegen, in unserer Blumenvase…was machen sie stattdessen? Sie ergeben einen Form- und Farbklang und keine stört sich am Duft der anderen. Was machen sie anders wie wir? Sie leben keinen Widerstand, sie wollen nicht mehr als einfach sein.
„Eine Rose, ist eine Rose, ist eine Rose.“ Getrude Stein